HR Stammtisch in Lübeck mit Francisco und Alice

Von der Stellenanzeige zur datengesteuerten Kandidatenansprache

Als ich 2017 mit zwei anderen Gründern Inga ins Leben rief, konzentrierten wir uns auf Recruiting Marketing auf Social Media und setzten Chatbots ein. Damals nutzten nur 30-40% der Unternehmen Social Recruiting – heute sind es über 80%.

Unser Ansatz war revolutionär: Mit Chatbots ermöglichten wir eine Art „Quick Apply“, was heute unter Begriffen wie „Funnel-Bewerbung“ bekannt ist. Es ging darum, durch wenige Fragen eine reibungslose, schnelle Bewerbung zu ermöglichen.

Dieses Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Recruiting ist etwas sehr Wertvolles, und ich finde es unglaublich spannend, wie wir Innovationen aus der Marketing-Technologie auf das Recruiting Marketing übertragen können. Bei Madsack ist das mein tägliches Brot – technisch umgesetzt durch KI und Automatisierungen.

Praktische KI-Tools für Recruiter

 

Ein einfacher Einstieg ins datengesteuerte Recruiting ist die Nutzung von KI-Tools wie Claude (ein Wettbewerber zu ChatGPT). Kürzlich habe ich 5.000 Stellenanzeigen in die Plus-Version von Claude hochgeladen und ihn gebeten, diese nach Stellentiteln zu clustern.

Zusätzlich sollte die KI analysieren, welche Stellentitel an verschiedenen Standorten besonders häufig vorkommen. Das Ergebnis war beeindruckend plausibel und demonstriert, wie einfach es heute ist, große Datenmengen im CSV- oder Excel-Format auszuwerten – selbst ohne technischen Hintergrund.

Achtung: Beim Einsatz solcher Tools immer den Datenschutz beachten und keine sensiblen Unternehmens- oder Kandidatendaten hochladen!

Der Benchmark-Report: Von der Konkurrenz lernen

Ein wertvolles Instrument im datengetriebenen Recruiting ist unser Benchmark-Report. Dabei analysieren wir etwa 100 vergleichbare Stellenanzeigen von Wettbewerbern, um folgende Aspekte zu identifizieren:

  1. Alternative Stellentitel

  2. Beispiele gelungener Anzeigen

  3. Übliche Anforderungen

  4. Häufige und besonders ausgefallene Benefits

Die Grundidee: Unter den vielen Unternehmen gibt es sicher solche, die besonders viel Erfahrung mit einer bestimmten Position haben und von denen wir lernen können. Der Report bietet Inspiration, keine starren Regeln.

Wissenschaftliche Analyse: Clustering-Projekt mit der Hochschule Kaiserslautern

In Zusammenarbeit mit der Hochschule Kaiserslautern haben wir uns mit dem Thema Clustering befasst. Dabei wurden tausende Stellenanzeigen und die damit verbundenen Werbeanzeigen analysiert, um herauszufinden, was bei verschiedenen Zielgruppen besser oder schlechter funktioniert.

Die Stellenanzeigen wurden durch Data-Science-Methoden geclustert. Beispielsweise wurden bei einer „Sachbearbeiterin Infrastruktur und Gebäudemanagement“ die Wortbestandteile „Sach“, „Bearbeitung“, „Infrastruktur“, „Gebäude“ und „Management“ analysiert und in einer dreidimensionalen Matrix angeordnet. Ähnlich wie bei der Tokenisierung in ChatGPT wurden so Verwandtschaften zwischen verschiedenen Jobs festgestellt.

Das Ergebnis war eine Landkarte, auf der beispielsweise IT-Mitarbeiter in einem Bereich und Sachbearbeiter in einem anderen gruppiert wurden. Mit dieser Clustering-Methode konnten wir dann analysieren, welche Anspracheformen in welchen Bereichen besser funktionieren.

Headline-Varianten: Der Schlüssel zum Erfolg

Eine wichtige Erkenntnis aus unserer Datenanalyse: Der Stellentitel allein reicht oft nicht aus. Viele Recruiter würden gerne mit verschiedenen Stellentiteln experimentieren, was aber praktische Probleme mit sich bringt – niemand möchte denselben Job mehrfach im ATS anlegen.

Unsere Lösung: Headline-Varianten. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Überschriften in der Werbeanzeige, die einen Kandidaten zum Stoppen des Scrollens bringen sollen. Ein Beispiel wäre „Projektmanagement in der Logistik – Zukunft gestalten bei der Citypost!“

Ein konkretes Beispiel, das den Unterschied zeigt:

Für die Position „Projektmanager Logistik“ bei CITIPOST in Hannover haben wir drei verschiedene Headlines getestet:

  1. „Digitalisiere die Logistik bei CITIPOST: Dein Einstieg als Projektmanager (m/w/d) in Hannover.“ – 240 Klicks

  2. „Gestalte innovative Logistikprozesse bei CITIPOST in Hannover als Projektmanager (m/w/d).“ – 350 Klicks

  3. „Deine Expertise ist gefragt: Werde Projektmanager (m/w/d) bei CITIPOST in Hannover.“ – 68 Klicks

Insgesamt wurden 658 Klicks generiert. Hätten wir nur die dritte Variante verwendet, hätten wir lediglich 10% der möglichen Klicks erhalten. Durch multivariates Testing lernt unser Algorithmus während der Ausspielung für jeden Job neu – basierend auf dem konkreten Verhalten für diesen spezifischen Job, in dieser Region, auf diesem Portal.

Die Zukunft des Recruitings: Von starren Boxen zu dynamischen Kampagnen

Die Art, wie wir Stellenanzeigen denken, hat sich seit 1893 (dem ersten Hannoveraner Anzeiger) kaum verändert: Wir nehmen eine Aufgabenbeschreibung, packen sie in ein quadratisches Format und versuchen, sie möglichst vielen Menschen zu zeigen.

1996 entstanden die ersten Online-Jobbörsen, seit 2008 kann man auf Facebook Werbeanzeigen schalten – aber das Grundprinzip blieb unverändert. Doch wo geht die Reise hin?

Die Stellenanzeige der Zukunft ist dynamisch

Jobs sind heute vielseitiger als früher. Ein Job kann unterschiedliche Formen für verschiedene Zielgruppen annehmen, um unterschiedliche Typen von Menschen

Noch Fragen?

Wenn du mehr über IDA erfahren möchtest, wende dich gerne direkt an Dennis, unseren Key Account Manager.

Vereinbare einen Termin oder kontaktiere ihn gerne telefonisch für weitere Rückfragen.

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